Kurz nach 8 Uhr am Montagmorgen startet Lorenzo Heinrich Hamberger, Medizinstudent der Universität Göttingen, in der Tagesklinik der Erwachsenenpsychiatrie des AMEOS Klinikums Hameln in seinen Arbeitstag – die regelmäßige Morgenrunde mit den Patientinnen und Patienten steht auf dem Plan. Lorenzo Heinrich Hamberger ist 38 Jahre alt und absolviert derzeit sein Wahltertial des Praktischen Jahres (PJ) im Rahmen seines Studiums der Humanmedizin im AMEOS Klinikum Hameln. Hier findet er Nähe zum Menschen, nachhaltiges, soziales Denken mit Tiefe und ein Arbeitsumfeld, das reflektiertes Handeln auf Augenhöhe von den Mitarbeitenden verlangt.

Während ihres PJ übernehmen Medizinstudierende – unter fachlicher Anleitung erfahrener Ärztinnen und Ärzte – eigenverantwortlich erste ärztliche Tätigkeiten. Sie sammeln dabei wertvolle Praxiserfahrungen im Umgang mit Patientinnen und Patienten und vertiefen diagnostische und therapeutische Verfahren für ihren späteren Berufsalltag. Das PJ gliedert sich in drei jeweils 16-wöchige Abschnitte. Zwei dieser sogenannten Tertiale sind obligatorisch in den Bereichen Innere Medizin und Chirurgie zu absolvieren. Der dritte Abschnitt steht zur freien Wahl und kann unter anderem in der Psychiatrie geleistet werden. Erst kürzlich hatte das AMEOS Klinikum Hameln im Rahmen einer Kooperation mit der Universität Hamburg Medical School die Voraussetzungen dafür gesetzt und ist seit dem Lehrklinikum der Hamburg Medical School.

Für Hamberger war schon früh klar, dass ihn sein Weg in die Psychiatrie führt, nicht zuletzt auch aufgrund gemachter Erfahrungen. Bereits vor dem Medizinstudium hatte Hamberger eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger absolviert und sammelte erste Eindrücke vom Umgang mit psychisch erkrankten Menschen. Auch als ehemaliger Soldat im Auslandseinsatz in Afghanistan kam er früh in Kontakt mit psychischen Belastungen und deren Folgen. „Ich habe dort gesehen, wie psychische Belastungen entstehen und wie wichtig es ist, sie ernst zu nehmen und professionell zu behandeln. Das hat mich damals schon interessiert“, blickt er zurück.

Wunschfach Psychiatrie

Dass Lorenzo Heinrich Hamberger in seinem Heimatort Hameln nun sein persönliches Interesse und das obligatorische Wahltertial im Rahmen des Studiums verbinden und in der Erwachsenpsychiatrie des AMEOS Klinikums Hameln absolvieren kann, ist für ihn zu einem echten Glücksfall geworden: „Psychiatrie war mein Wunschfach. Ich wusste, dass ich diesen Bereich intensiver kennenlernen möchte und das AMEOS Klinikum Hameln ist dafür als Haus mit modernen, psychotherapeutischen Angeboten bestens geeignet.“ 

In der Tagesklinik begleitet Hamberger Patientinnen und Patienten und nimmt an Morgenrunden, Gruppentherapien, Einzelgesprächen und ergotherapeutischen Angeboten teil. Nach Rücksprache mit dem Team übernimmt er außerdem eigenständig Aufgaben wie zum Beispiel somatische Untersuchungen, psychische Screenings oder einzelne Therapieelemente und kümmert sich um Dokumentationspflichten. Die Mitarbeit erfolgt dabei stets eng abgestimmt mit dem Team des Hamelner AMEOS Klinikums. Chefarzt Dr. Alexander Pain: „Das PJ von Medizinstudierenden ist von daher essenziell für uns, als dass wir dadurch die große Chance bekommen, aktiv den Nachwuchs in unsere komplexe Arbeit einzuführen und Studierende damit mittelfristig für eine Tätigkeit in einer Psychiatrie zu begeistern.“ 

Neben dem qualitativen, praktischen Lernen hebt er dabei besonders die kollegiale Atmosphäre und die Unterstützung hervor. „Das Team nimmt sich für mich Zeit, reflektiert mit mir gemeinsam und unterstützt nicht nur fachlich, sondern auch in emotional herausfordernden Momenten", erklärt Hamberger die Unternehmenskultur in dem Fachkrankenhaus für Psychotherapie, die „man nicht überall so findet“. Besonders beeindruckt zeigt sich Lorenzo Heinrich Hamberger vom professionellen Umgang der Mitarbeitenden im AMEOS Klinikum Hameln mit Sprache: „Jedes gesprochene Wort hat in einem Therapieszenario eine Wirkung. Und das verlangt von jedem Mitarbeitenden ein hohes Maß an Achtsamkeit und Selbstreflexion. Ich lerne hier nicht nur das Spektrum psychischer Erkrankungen und den Umgang damit kennen, sondern lerne auch viel über mich selbst – wie man professionell mit Nähe umgeht, wie wichtig Sprache in der Therapie ist und welche Haltung ich überhaupt als künftiger Arzt einnehme.“

Patientenzentrierter Ansatz

Überhaupt ist es der patientenzentrierte Ansatz im AMEOS Klinikum Hameln, der ihn tiefgreifend beschäftigt und beeindruckt hat. Vor diesem Hintergrund möchte Lorenzo Heinrich Hamberger auch mit einem Mythos aufräumen: „In der Öffentlichkeit wird Psychiatrie und Medikation von Patientinnen und Patienten oft einhergehend bewertet. Mir ist es deswegen wichtig zu unterstreichen, dass dieses Thema von einem anderen Standpunkt aus betrachtet werden muss. Hier steht der Mensch im Mittelpunkt. Die Medikation ist immer begleitend und unterstützend angelegt, aber nie der dominierende Faktor in einer Therapie. Den Patientinnen und Patienten wird nichts übergestülpt – das Team arbeitet achtsam, respektvoll und mit viel Fingerspitzengefühl.“

Ob er auch langfristig seinen Beruf in der Psychiatrie ausüben wird, lässt Lorenzo Heinrich Hamberger noch offen. „Ich wollte für mich herausfinden, ob ich der Typ Mensch bin, der mit diesem besonderen medizinischen Bereich umgehen kann. Hier bekomme ich die Chance, das für mich auszuloten – mit Unterstützung, mit Verantwortung, aber auch mit der nötigen thematischen Tiefe und der Ruhe, eine wegweisende Entscheidung für meine Zukunft zu treffen.“

Für ihn geht es nach seiner Zeit in der Tagesklinik auch direkt im Hamelner AMEOS Klinikum erst mal weiter: Hamberger wechselt in den stationären Bereich der Erwachsenpsychiatrie.