Das aktuelle Pandemiegeschehen bedeutet für viele den Rückzug in die eigenen vier Wände. Die Folgen bestätigen auch Untersuchungen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK: Selbst bei einem Herzinfarkt bleiben immer mehr Menschen zuhause – statt ins Krankenhaus zu gehen. „Dabei ist die Gefahr an COVID-19 zu erkranken deutlich geringer, als sich ernsthafte Schädigungen durch einen Infarkt oder einen Schlaganfall zuzuziehen“, weiß Dr. med. Wolfgang Dausch. Er ist Chefarzt der Klinik für Herz-, Kreislauf- und Gefäßmedizin im AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven. Sein Appell: Bei plötzlich auftretenden kardiologischen Beschwerden ab in die Klinik. Sicher ist sicher.

Der Chefarzt der Kardiologie hat in dem Jahr, in dem Corona unser ständiger Begleiter ist, viel erlebt. Zum Beispiel einen Herzinfarkt-Patienten, der aus Angst vor dem Virus lieber wieder nach Hause ging. Am nächsten Morgen war der Mann tot. „Ein akuter Infarkt, der unbehandelt bleibt, da liegt die Sterblichkeit bei bis zu 30 Prozent“, sagt Dr. Dausch noch immer sichtlich erschüttert. „Wird ein Herzinfarkt behandelt, sinkt das Risiko deutlich, nämlich auf fünf Prozent“, verdeutlicht er. Ähnlich verhält es sich bei Folgeschäden. Das heißt: „Wer den Schritt ins Krankenhaus schafft, hat wirklich eine gute Prognose“, so der Herzspezialist.

Statt den Schmerz zu verdrängen besser ins Krankenhaus

Bei Menschen, die bisher mit den Anzeichen einer kardiologischen Erkrankung nicht vertraut sind, bemerkt der ärztliche Direktor leider aktuell: „Die Leute neigen vielmehr zu: Geht schon wieder weg.“ Denn so ein Herzinfarkt kann heimtückisch sein: Nach vier bis sechs Stunden fängt das Gewebe an abzusterben, auch ein Teilgewebe des Herzmuskels. Das bedeutet, die Nervenzellen können keinen Schmerz mehr weiterleiten. Dadurch glauben wir vielleicht, dass es uns besser geht. Obwohl das Gegenteil der Fall ist. „Deshalb ist es nicht gut, den Schmerz wegzudrücken. Bitte kommen Sie mit Beschwerden zu uns – auch in Coronazeiten.“

Typische Anzeichen für einen Herzinfarkt

  • Brennendes Druckgefühl in der Brust - länger als fünf Minuten
  • Kaltschweiß
  • Übelkeit
  • blässlich/gräuliches Gesicht
  • Vernichtungsschmerz bis hin zur Todesangst