In Deutschland leiden ca. 500.000 Menschen unter einer rheumatoiden Arthritis, einer chronischen Gelenkentzündung. "Diese ist nur eine der vielen Formen, in denen die Krankheit, die allgemein als Rheuma bekannt ist, auftreten kann", so Dr. med. Ingo Hartig, Chefarzt der Klinik für Rheumatologie im AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven. Rheumatische Erkrankungen werden oft durch Entzündungen hervorgerufen und plagen die Betroffenen mit ziehenden Schmerzen. Werden diese nicht behandelt, kann es zur Beeinträchtigung und zum Funktionsverlust der Gelenke kommen.

Wie kommt es zu der Erkrankung?

Obwohl auch Vererbung bei einer Rheuma-Erkrankung von Bedeutung sein kann, stellen Umwelteinflüsse wichtige Faktoren dar. "Sowohl die Ernährung als auch der allgemeine Lebensstil spielen bereits von Kindesbeinen an eine Rolle", so Dr. Hartig. Auch regelmäßiges Rauchen oder ein erhöhter Salzkonsum zählen zu möglichen Auslösern. "Über Jahre hinweg kann das Zusammenspiel mehrerer solcher Faktoren zu Rheuma führen. Eine konkrete Ursache ist jedoch noch nicht abschließend geklärt."

Einen Ansatz stellt die Mikrobiomtheorie dar, laut der die Zusammensetzung aller Mirkoorganismen und ihres Genoms in der Darmflora eine Rheuma-Erkrankung fördern können. Diese soll mit der genetischen Veranlagung zusammenspielen, aber auch durch eine Ernährungsumstellung beeinflussbar sein. Bewiesen ist dies allerdings nicht.

Ausschlaggebend für entzündlich-rheumatische Krankheiten ist das Immunsystem. In einem gesunden Immunsystem dienen die weißen Blutkörperchen, auch Leukozyten genannt, zur Abwehr körperfremder Substanzen. Bei einer Rheuma-Erkrankung können Teile des Immunsystems nicht mehr zwischen fremden Substanzen und den körpereigenen Stoffen unterscheiden. Dies hat zur Folge, dass körpereigenes Gewebe angegriffen wird und eine Entzündung entsteht. Man spricht dann von einer Autoimmunerkrankung.

Wie verläuft die Krankheit?

"Als erste Anzeichen einer Erkrankung treten Schwellungen und Überwärmungen sowie Steifheit meist in den Finger- und Handgelenken auf", zählt Dr. Hartig auf. Dies wird begleitet von Symptomen wie Erschöpfungszuständen, Gewichtsabnahme und einer erhöhten Körpertemperatur. Die Krankheit verläuft chronisch und kann im weiteren Verlauf auch größere Gelenke wie Knie und Schultern betreffen. Im fortgeschrittenen Stadium ist der gesamte Bewegungsapparat betroffen. So können steife, schmerzende Gelenke mehrere Stunden am Morgen und vorwiegend in Ruhehaltung auftreten.

Rheumatoide Arthritis führt auf Dauer zu Verformungen sowie charakteristischen Fehlstellungen der Gelenke und sogenannten Rheumaknoten. Die Beweglichkeit nimmt stetig ab. So fallen einige alltägliche Aufgaben aufgrund eingeschränkter Greifbarkeit der Hände schwer und sind nur noch mit Mühe oder gar nicht mehr zu absolvieren.

Wie wird therapiert?

Dr. Hartig betont: "Je früher die Krankheit behandelt wird, desto besser lässt sich ihr Verlauf beeinflussen. Zu einer ganzheitlichen Rheumatherapie gehören mehrere Bestandteile. Untersuchungen wie Labor, Röntgen, EKG, Ultraschall der Gelenke und MRT dienen zur Sicherung einer Diagnose und zur Planung der weiteren Therapie." Physiotherapeutische Verfahren, Ergotherapie und fachpsychologische Mitbetreuung zur Schmerz- und Krankheitsbewältigung werden in Kombination mit individuellen medikamentösen Behandlungsverfahren eingesetzt, um entzündliche Prozesse zu hemmen, den Schmerz zu lindern und die Funktion und die Kraft der Gelenke zu erhalten.