Sicherlich war das Thema „Blutkreislauf“ auch einmal Schulstoff bei Ihnen. Aber wissen Sie tatsächlich noch, was Thrombozyten und Hämoglobin sind? Wir bringen in unserer Serie ein wenig Licht ins Dunkel und erläutern für Sie medizinische Fachbegriffe. Damit Sie die Ergebnisse Ihres nächsten Arztbesuchs besser deuten können, haben wir mit Dr. med. Daniel Mardi, Chefarzt für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am AMEOS Klinikum Am Bürgerpark Bremerhaven gesprochen.

Detektivarbeit erforderlich

Medizinische Fachbegriffe klingen für den Laien meist sehr kompliziert. Dabei folgen sie überwiegend einem bestimmten Schema, erklärt Dr. Mardi: „Thrombozytopenie bedeutet beispielsweise: Der Körper produziert zu wenig Thrombozyten. Die medizinische Wortendung „-penie“ deutet immer auf einen Mangel hin. Produziert der Körper zu viele Thrombozyten, spricht der Mediziner von einer Thrombozytose. Die Endung „-zytose“ bezeichnet stets einen auffälligen Überschuss. Eigentlich ganz einfach. Bei der Ursachenfindung wird es allerdings etwas schwerer. Wenn wir uns zum Beispiel in den Finger schneiden, heften sich die Thrombozyten mithilfe bestimmter Gerinnungsfaktoren sofort an die Wunde. Auf diese Weise bilden sie einen Blutpfropf, damit sich die Wunde schnell schließt. Liegt eine Thrombozytose vor, besteht die Gefahr, dass die Blutplättchen extrem verklumpen und ein Blutgerinnsel entsteht. Die Ursachen dafür reichen von Knochenmarkserkrankungen und Rheuma bis zu Beeinträchtigungen der Milz. Auch nach schweren Operationen können die Normwerte abweichen.

Signale des Körpers ernstnehmen

Der Chefarzt rät: „Beachten Sie unbedingt die Warnzeichen des Körpers. Wenn Sie winzige rote Pünktchen auf der Haut bemerken, dann ist das häufig ein Hinweis auf einen Mangel oder eine Fehlfunktion der Thrombozyten.“ Meistens haben Mangelerscheinungen deutliche Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Müdigkeit und Schwindelgefühl können auf einen erniedrigten Hämoglobinwert hinweisen. Das wiederum ist ein Indiz dafür, dass wir nicht ausreichend mit Eisen versorgt sind.

Steckbrief Thrombozyten

  • Blutplättchen, wichtig für die Blutgerinnung
  • Normalwert: 150.000 - 400.000 Blutplättchen pro Nanoliter Blut bei Erwachsenen
  • Über Normalwert: Infektionen, rheumatische Erkrankungen, reaktives Ergebnis nach einer OP, insbesondere nach Entfernung der Milz, Blutverlust, Knochenmarkserkrankungen*
  • Unter Normalwert: Knochenmarkserkrankungen, mögliches Anzeichen für Krebserkrankung, Leukämie, Blutvergiftung, Autoimmunerkrankungen, durch Medikamente verursacht

Steckbrief Hämoglobin

  • roter Blutfarbstoff, für den Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport im Blut zuständig (im Laborbefund als „Hb“ vermerkt)
  • Normalwert: 12-17,5 g/ pro Deziliter Blut bei Erwachsenen
  • Über Normalwert: chronische Atemwegserkrankungen, Knochenmarkserkrankung, Tumorbildung
  • Unter Normalwert: Blutarmut (Anämie), Nierenerkrankungen, Darmerkrankungen, chronischer Blutverlust, chronische Entzündungen, Autoimmunerkrankungen

*Die Reihenfolge der Aufzählungen spiegeln nicht die Häufigkeit wider