Wer von einer fortgeschrittenen, unheilbaren Erkrankung betroffen ist, für den kann die Palliativstation im AMEOS Klinikum Alfeld eine gute und richtige Anlaufstelle sein. In einem Krankenhaus steht zwar die Genesung von Patienten im Mittelpunkt, mit dem Ziel, sie nach Hause entlassen zu können, aber auch schwerstkranke Menschen werden dort bestmöglich versorgt. Wie das geschieht, darüber informierten bei der Patienten-Akademie Alfeld die beiden ärztlichen Leiter der Palliativstation, Oberärztin Dr. Christiane Wigand-Richter und Chefarzt Dr. Heinrich Rudolf Kosiek.

Die Internistin Dr. Wigand-Richter wies darauf hin, dass die Menschen nicht mehr wie früher in Großfamilien leben, wo man sich untereinander gut helfen konnte. Man lebe heute überwiegend „vereinzelt in Kleinhaushalten“, was insbesondere im Alter zu Problemen bei der Versorgung führe. Eine Palliativstation, der Begriff „Pallium“ (deutsch: Mantel) bedeutet „umhüllend“, könne in dieser Lebensphase die wichtigste Anlaufstelle sein, um quälende Symptome rasch lindern zu können. Dort sind nicht nur Mediziner und speziell ausgebildete Pflegekräfte im Einsatz, auch Ehrenamtliche beispielsweise von der Hospizgruppe bieten ihre Unterstützung an.

Dr. Wigand-Richter umschreibt die Herangehensweise der Beteiligten: „Der Betroffene ist der Kapitän. Wir sind die Lotsen.“ Nichts dürfe hinter dem Rücken der Patienten geschehen. Das gelte auch bei der Einbindung von Angehörigen. „Dann geht es für uns gemeinsam darum, realistische Wege zu finden“, sagte die Ärztin. Etwa 1000 Menschen habe sie begleitet, und nicht einer hätte nach aktiver Sterbehilfe gefragt. „Die Frage existiert nicht, so lange eine gute, umfassende Palliativversorgung stattfindet.“ In diesem gesamten Prozess helfe es auch, wenn das Thema Sterben angesprochen werde. „Wir müssen über die letzten Dinge reden.“

Der Anästhesist und Palliativmediziner Dr. Heinrich Rudolf Kosiek, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, ergänzte die Ausführungen von Dr. Wigand-Richter nahtlos. Er erwähnte, dass Angehörigen die Möglichkeit geboten wird, selbst in den Räumen der Palliativstation zu übernachten. „Das Entscheidende bei unserer Arbeit ist das Team. Dabei ist es von Vorteil, das wir ein kleines, familiäres Haus sind.“

Eine Palliativstation sei keine Sterbestation, so Dr. Kosiek. „Für uns alle geht es darum, diese Vorurteile abzubauen.“ Neben der bestmöglichen medizinischen Versorgung unter anderem mit Schmerzmitteln, spiele das Seelische die entscheidende Rolle. Mehrfach betont wurde das Bestreben der Mitarbeiter, Wünsche der Patienten zu erfüllen. „Ohne die Mithilfe unseres Fördervereins wäre vieles von dem, was wir Gutes tun können, nicht möglich“, betonte Dr. Kosiek.

Ein Schwerpunkt der Palliativarbeit ist auch die Beschäftigung mit den Familienmitgliedern: „Oftmals haben die Patienten schon ihren Frieden gemacht, die Angehörigen aber noch nicht.“ Die Angehörigen erhalten jede mögliche Unterstützung in der Organisation der weiteren Begleitung auch für zu Hause.

Wie wohnlich die Einrichtung ist, überraschte die Gäste des Vortrages dann noch bei einem Rundgang über die Palliativstation. Dort findet die gesamte Bandbreite statt, die das Leben normalerweise ausmacht. Menschen wird beim Umgang mit Behörden geholfen, es werden Geburtstage gefeiert oder es finden sogar Hochzeiten statt.

Vorschau: 13.03.2019, 18:00 Uhr, Landrat-Beushausen-Straße 26, Alfeld

Darmkrebs – und dann?

Vortragende: Prof. Dr. Ulrich Kaiser, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie im St. Bernward Krankenhaus Hildesheim, Dr. Ingo Neumann, Ltd. Oberarzt der Klinik für Innere Medizin, Facharzt für Gastroenterologie, Dr. Harald Straßburger, Ärztlicher Direktor im AMEOS Klinikum Alfeld, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie