Essen und Trinken gehören zu den wichtigsten menschlichen Bedürfnissen. Die Patienten-Akademie Alfeld widmete sich in ihrer Veranstaltungsreihe der Störung dieser alltäglichen Körperfunktionen. Anca Ducuta, Leitende Oberärztin der Klinik für Innere Medizin, informierte am Mittwoch, 11. Oktober, über diese weit verbreitete aber in der Öffentlichkeit kaum angesprochene Erkrankung.

Die Sektionsleiterin Gastroenterologie im AMEOS Klinikum Alfeld begann ihre Ausführungen mit einer Vorstellung der anatomischen Gegebenheiten, angefangen beim Mund über die Speiseröhre bis in den Magen. „Kauen und Schlucken kann man kontrolliert einleiten“, so Ducuta, „danach folgen unwillkürliche Prozesse“. Das zu schluckende Objekt, in der Fachsprache Bolus genannt, wird durch das Zusammenziehen der Muskulatur rund um die Speiseröhre nach unten befördert. Theoretisch kann man auch während eines Kopfstands schlucken, so Ducuta.

Die Ärztin machte deutlich, dass drei medizinische Fachbereiche bei Schluckbeschwerden involviert sind: Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Neurologen und Gastroenterologen. „Der erste Gang von Betroffenen sollte aber zum Hausarzt führen.“ Probleme mit der Mundhöhle, dem Kehlkopf oder der Speiseröhre können als Ursachen infrage kommen. Ein Schlaganfall, Trockenheit im Mundraum oder ein Tumor sind mögliche Auslöser für die Schluckbeschwerden. „Beeinträchtigungen der Zungen- oder Gesichtsmuskulatur oder eine Störung der Kehldeckelbeweglichkeit können hinzukommen“, so die Gastroenterologin. So vielfältig der Hintergrund einer Dysphagie auch sein kann, die Beschwerden sind unangenehm bis dramatisch: Der Weg nach unten in den Magen ist gestört, Speisen können stecken bleiben oder in die Luftröhre gelangen.

Als Ursache steht der Schlaganfall an erster Stelle, so die Expertin. Aber auch Demenz kann eine Rolle spielen: „Dann vergessen und verlernen die Patientinnen und Patienten das Schlucken.“ Morbus Parkinson, Hirntumore oder neurologische Erkrankungen wie MS oder ALS gilt es ebenfalls abzuklären, wenn es zu Schluckstörungen kommt.

Einen Schwerpunkt legte Anca Ducuta auf die Darstellung von Problemen in der Speiseröhre: Dort können Ausstülpungen der Schleimhaut, so genannte Divertikel, zu Problemen führen. Mit einem Endoskop, einem Schlauch mit kleiner Kamera, kann bei einer Magenspiegelung der Grund für die Schluckstörung schnell erkannt werden. „Das ist ohne Narkose nicht sehr angenehm, ich kann das aus eigener Erfahrung berichten“, äußerte die Fachärztin. Deswegen werden fast immer die Untersuchungen unter einer kurzen Narkose durchgeführt. Auch ein Video, das mittels Röntgentechnik aufgenommen wird, hilft bei der Ursachenforschung.

Anca Ducuta stellte je nach Grund der Beschwerden die passenden Therapiemöglichkeiten vor. So gilt es zum Beispiel den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre zu verhindern. Diese Refluxösophagitis genannte Erkrankung kann durch chronische<s> </s>Entzündung<s> </s>zu Engstellen in der Speiseröhre führen oder eine<s> </s>Tumorerkrankung begünstigen. Auch riet die Medizinerin in diesem Zusammenhang von Alkohol- und Tabakkonsum ab und gab weitere Hinweise zu Therapien: Logopädische Übungen gibt es speziell für Schluckbeschwerden aus neurologischer Ursache. „Gut kauen und mit ausreichend Flüssigkeit herunterschlucken oder, wenn nötig, Getränke eindicken“, riet Ducuta ebenfalls.

Auch gelte es generell eine Gewichtsabnahme und den damit gebundenen Muskelabbau zu vermeiden. Zudem sollte die persönliche Ernährungssituation beobachtet und gegebenenfalls angepasst werden. Letztlich sei eine Ernährung über eine Magensonde, eine Operation, die wieder rückgängig gemacht werden kann, eine Möglichkeit. Generell riet die Fachärztin zu rechtzeitigem Handeln: „Sodbrennen und Oberbauchschmerzen sollten abgeklärt werden.“

In der anschließenden Fragerunde wurden individuelle Fragen allgemeinverständlich beantwortet, ohne dass eine konkrete Beratung stattfand. Der nächste Vortrag der Patienten-Akademie Alfeld findet am Mittwoch, den 13. Dezember, statt. Dirk Werner, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin im AMEOS Klinikum Alfeld, wird zum Thema „Chronischer Durchfall – was tun?“ sprechen. Die Patienten-Akademie Alfeld ist ein Gemeinschaftsangebot des Vereins der Freunde und Förderer des Alfelder Krankenhauses zusammen mit dem AMEOS Klinikum Alfeld.