Der Oktober steht bundesweit im Zeichen der Hospiz- und Palliativarbeit. Es finden zahlreiche Veranstaltungen statt, die auf die Bedürfnisse schwerkranker und sterbender Menschen aufmerksam machen und die Bedeutung von Würde, Mitgefühl und Begleitung am Lebensende in den Mittelpunkt rücken. Auch im AMEOS Klinikum Bremerhaven zeigt sich, was es bedeutet, den Tagen mehr Leben zu geben, mit gelebter Palliativkultur und einem besonderen Abschiedsritual.
Was einst als Liedzeile von Trude Herr große Bekanntheit erlangte „Niemals geht man so ganz“ ist auf der Palliativstation gelebter Alltag. Seit fast zehn Jahren pflegt das interdisziplinäre Team ein berührendes Ritual, das das Andenken an verstorbene Patientinnen und Patienten bewahrt. In einem würdevollen Rahmen werden regelmäßig kleine Steine mit den Initialen der Verstorbenen an das Meer übergeben.
Palliative Versorgung bedeutet, Menschen mit unheilbaren Erkrankungen so zu begleiten, dass ihre Lebensqualität erhalten und ihr Leiden gelindert wird. Das lateinische „palliare“ - „mit einem Mantel umhüllen“ - bringt das Ziel auf den Punkt: Schutz, Fürsorge und Geborgenheit.
Ein Team aus speziell ausgebildeten Pflegefachkräften, Ärztinnen und Ärzten, Physio-, Musik- und Aromatherapeuten, Psychoonkologin, einer Seelsorgerin und dem Sozialdienst sorgt dafür, dass körperliche Beschwerden kontrolliert werden und emotionale wie spirituelle Bedürfnisse nicht ungehört bleiben. Wenn möglich, werden die Patientinnen und Patienten in ihre gewohnte häusliche Umgebung entlassen. Doch nicht immer ist das noch möglich, umso wichtiger ist es, den letzten Lebensweg in Würde und Geborgenheit zu gestalten.
Wenn ein Mensch auf der Palliativstation verstirbt, sorgt das Team dafür, dass der Abschied individuell und liebevoll gestaltet wird. Auf einem kleinen Beistelltisch im Patientenzimmer schaffen persönliche Gegenstände und zwei sorgfältig ausgewählte Steine eine warme Atmosphäre.
Einer der beiden Steine verbleibt bei der Familie, der andere kommt in ein großes Aufbewahrungsglas auf der Station. Beide werden mit den Initialen der Verstorbenen oder persönlichen Botschaften versehen, eine kleine, aber kraftvolle Geste, die Halt geben kann. „Auch wenn es nur ein kleiner Stein ist, die Angehörigen haben etwas, woran sie sich festhalten können“, erklärt Christine Ackermann, Teamleiterin der Palliativstation.
Wenn das Glas gefüllt ist, folgt die sogenannte „Steinbeisetzung“. An einem stillen Ort am Lunedeich werden die Gedenksteine mit den Initialen der Verstorbenen ins Wasser geworfen, verbunden mit Worten, Erinnerungen und Gedanken. „Jeder Stein ist einzigartig, so wie die Menschen, an die wir uns erinnern“, sagt Christine Ackermann.
Die Steinrituale, die liebevolle Pflege, das aufmerksame Hinhören, all das steht sinnbildlich für das, was Palliativarbeit ausmacht. Gerade im Oktober, dem Aktionsmonat der Hospiz- und Palliativbewegung, ist es wichtig, diesen Einsatz sichtbar zu machen. Er erinnert daran, dass der Tod zum Leben gehört und dass Menschlichkeit, Würde und Nähe auch am Lebensende unverzichtbar sind.
Nähere Informationen zur Palliativarbeit erhalten Sie unter der Telefonnummer 0471 182-1256.
