Anlässlich des Tages der seelischen Gesundheit am 10. Oktober und dem fünfjährigen Bestehen der Selbsthilfegruppe „Bi-Polar Erfahrene“ sowie dem 40-Jährigen Jubiläum des Vereins für Suizidprävention stellte Saskia Jungnikl ihr Buch „Papa hat sich erschossen“ in Hildesheim vor. Zu der Veranstaltung eingeladen hatte die Selbsthilfegruppe Bi-Polar Erfahrene. AMEOS war einer der zentralen Sponsoren der Lesung.

Mit einer verblüffenden Offenheit erzählt sie über den Freitod ihres Vaters, über die Leere und Ohnmacht, die ein solch gewaltvoller Tod in ihr auslöste und wie sie und ihre Familie es schaffen, damit umzugehen und weiterzuleben.

Es war ihre Lebensgeschichte, die sie vor rund 170 Besucherinnen und Besuchern in der Heilig-Kreuz-Kirche in Hildesheim präsentierte. Unter Ihnen waren SPD Bundestagsabgeordneter Bernd Westphal, Malte Spitzer aus dem Stadtrat Hildesheim und viele interessierte und betroffene Bürger der Region und Umgebung Hildesheims.

Um mit sich selbst und ihrem Vater Frieden schließen zu können, geht Saskia Jungnikl einen langen und schweren Weg, der in ihrer Lesung des Buches „Papa hat sich erschossen“ in jedem einzelnen Besucher Betroffenheit, Faszination und Bewunderung auslöste. „Ich hätte nicht gedacht, dass eine Lesung solche überwältigenden Gefühle in mir auslöst und gleichzeitig so schön sein kann“, berichtete eine Besucherin aus dem Weserbergland.

Eingeleitet wurde die Lesung mit einem akrobatischen Tanz, welcher bei den Besucherinnen und Besuchern eine große Faszination auslöste. Anschließend begrüßt Veranstalter Eugen Biniasz-Schreen aus der Selbsthilfegruppe „Bi-Polar Erfahrene“ die zahlreichen Gäste. Er präsentiert Zahlen und Fakten und berichtete über seine Erfahrungen im Umgang mit dem Thema Suizid, welche er vor allem auch während der Planung und Öffentlichkeitsarbeit rund um die Lesung gemacht hat.

Das Thema Suizid ist weit verbreitet, wird in der Gesellschaft aber weiterhin als Tabuthema betrachtet. Dass der Bedarf darüber zu sprechen und der Wunsch nach Aufklärung vorhanden ist, zeigte das zahlreich erschienene Publikum allein mit seiner Anwesenheit. „Es ist mir lieber, wenn ich sagen muss: Heute möchte ich lieber nicht über den Tod meines Vaters sprechen, anstatt dass ich die Menschen bitten muss, dass sie mit mir darüber sprechen“, erläuterte Saskia Jungnikl in der Lesung.

Rund 10.000 Menschen in Deutschland setzen ihrem eigenen Leben vorsätzlich ein Ende. „Stellen Sie sich vor, am 01.01. eines Jahres gehen Sie vor die Haustür und es leben 10.000 Menschen in der Stadt. Im Juni desselben Jahres sind es 5.000 Menschen und am 31.12. gehen Sie vor die Haustür und Sie sind allein in der Stadt.“, verdeutlichte Eugen Biniasz-Schreen diese immens große Zahl anhand der Einwohnerzahl von Bockenem, einer Kleinstadt im Landkreis Hildesheim.

Das AMEOS Klinikum Hildesheim steht als Fachzentrum für Psychiatrie und Psychotherapie allen seelisch und psychisch erkrankten Menschen in der Region zur Verfügung und bietet unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten an: Vom vollstationären über den teilstationären Bereich hin zu psychiatrischen Institutsambulanzen und Tageskliniken ist das Spektrum breit gefächert. Suizidalität zählt bei vielen Station im AMEOS Klinikum Hildesheim zum Schwerpunkt des Behandlungsrahmens.