Eine Nachbesprechung von Prof. Dr. Uwe Gonther, Ärztlicher Direktor im AMEOS Klinikum Dr. Heines Bremen

Mehr als 220 Menschen versammelten sich am 17. Mai 2017 bei herrlichem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen im AMEOS Klinikum Dr. Heines Bremen, um gemeinsam der Frage nachzugehen, ob Sucht eine psychische Erkrankung ist. Gemeinsam mit der Bremischen Landesstelle für Suchtfragen e. V. hatten wir im Rahmen der Suchtwoche zu diesem Fachtag eingeladen und waren über das Publikumsinteresse erstaunt und erfreut.

Die Referentinnen und Referenten aus den Bereichen Psychologie und Medizin stellten grundsätzliche, wissenschaftliche und praktische Überlegungen vor. Betrachtet wurden neben der Problemdroge Nummer 1: Alkohol auch Cannabis im Verhältnis zu Psychosen. Im Verhältnis von Sucht zu anderen psychischen Erkrankungen stellt sich dabei immer wieder Frage: Was war zuerst da, Henne oder Ei? Eine endgültige Antwort auf diese Frage fanden wir zwar nicht, aber in allen Referaten wurde deutlich, wie wichtig die behandlungssektorenübergreifende Planung der Behandlung von Suchtkranken und Doppeldiagnosepatientinnen und -patienten ist. Individuelle Behandlungsangebote, gute Vernetzung der Profis und eigene Kompetenz in der Emotionsregulation sollten gefördert werden.

Nach einer Einführung ins Thema durch Prof. Dr. Martin Driessen aus Bielefeld sprach Prof. Dr. Jens Reimer vom Klinikum Bremen-Ost über aktuelle Trends in der Suchtforschung. Hoch aktuell war dabei der Vortrag von Dr. Theresa Unger von der Bundespsychotherapeutenkammer. Sie stellte den neu erschienenen Standpunkt der BPTK zu Alkohol dar und kündigte an, dass in Zukunft psychologische Psychotherapeuten sich sehr viel stärker an der Behandlung von Suchtkranken und Psychosekranken beteiligen werden und dies in neuen Vorschriften zur Ausbildung, aber auch zur Ausübung des Berufs umsetzen.

Dann referierte Niklas Hennigs, Oberarzt am AMEOS Klinikum Dr. Heines Bremen, über das vielschichtige Verhältnis von Cannabis und Psychose. Besonders hervorhebenswert: Während der Inhaltsstoff THC dafür bekannt ist, Halluzinationen auszulösen, bewirkt der andere bislang erforschte Wirkstoff Cannabidiol eine Beruhigung und Entspannung. Am Ende trug Dr. Sylvia Helbig-Lang vor, wie wichtig die Emotionsregulation für die Prävention von Suchterkrankungen ist und wie günstig die Emotionsregulation durch Psychotherapie beeinflusst werden kann.

Für das leibliche Wohl während der Veranstaltung sorgte Michael Tokarski mit seinem Team und bekochte uns mit schmackhaften veganen Gerichten, die während der Mittagspause bei Sonnenschein im Park unseres Klinikums verspeist wurden.