Bei einer neuen Ausgabe der AMEOS Talkreihe diskutierten in der letzten Woche in Magdeburg die beiden Bundestagsabgeordneten Katrin Budde (SPD) und Tino Sorge (CDU), der Vorstandsvorsitzende der AMEOS Gruppe, Dr. Axel Paeger, sowie Prof. Dr. Klaus Begall, Mitglied des Pandemie-Krisenstabs des Landkreises Harz und Ärztlicher Direktor des AMEOS Klinikums Halberstadt. Jetzt, gute 1,5 Jahre nach dem Beginn der Pandemie ist der Zeitpunkt, aus den Learnings Bilanz zu ziehen und die entscheidenden Weichenstellungen für die Zukunft einzuleiten.

Bei seiner Begrüßung gab Michael Dieckmann, AMEOS Vorstand für Strategie und Entwicklung, einen Überblick über die Herausforderungen vor und während Corona. Ob in Wirtschaft, Politik, Gesundheit oder Kultur, im Rekordtempo haben sich in dieser Zeit auch unsere Privat- und Berufsleben auf Dauer verändert. Das Gelernte daraus zeigt sich allen Bereichen: noch gut erinnert sich Dr. Axel Paeger, dass es anfangs nicht klar war, wie man Corona-Patient*innen versorgen musste. Inzwischen sei ein großes Wissen entstanden, was sowohl die medizinische Behandlung als auch die Organisation in den Krankenhäusern betrifft, z. B. bei den Kapazitätsplanungen. Dazu „hat sich der Effekt deutlich abgeschwächt, dass Menschen Angst hatten, während der Pandemie zu notwendigen Behandlungen ins Krankenhaus zu gehen“, so Paeger. Auch Tino Sorge, MdB, berichtet von anfänglich großen Unklarheiten bei Entscheidungen auf der politischen Bundes- und Landesebene. Für Katrin Budde, MdB, das Stichwort, die Praktiker*innen zu adressieren: welchen Rahmen, welche Entscheidungen wünschen sich Kliniken und Mediziner*innen von der Politik?

 

Wir brauchen Versorger in der Fläche

 

Prof. Klaus Begall und Dr. Axel Paeger sind sich einig: es gilt, die Annahme zu beseitigen, dass nur einige Maximalversorger bei den Krankenhäusern notwendig sind. Es brauche Versorger in der Fläche. So wurden zu Hochzeiten der Pandemie, wie zum Beispiel am 14. Januar 2021, in den Klinika von AMEOS Ost 138 Corona-Patient*innen behandelt, 21 von ihnen beatmet. Zur gleichen Zeit waren es 31 Corona-Patient*innen im Universitätsklinikum Magdeburg. „Die Wahrheit ist auf beiden Seiten“, ergänzt Prof. Begall, „in der Pandemie hat die Behandlung zu großen Teilen auch erfolgreich in der Fläche stattgefunden.“

 

Reform der dualen Krankenhausfinanzierung

 

Für Tino Sorge ist die Finanzierung der Krankenhäuser ein Ansatzpunkt, diese müsse besser geregelt werden. Dazu fordert der AMEOS Vorstandsvorsitzende eine Reform der dualen Krankenhausfinanzierung. Dr. Axel Paeger: „Die duale Finanzierung muss zugunsten der monistischen Finanzierung abgeschafft werden“. Dringend benötigt wird die zukünftig einheitliche Vergütung der Betriebs- und Investitionsaufwendungen der Krankenhäuser aus einer Hand. Aktuell werden alle Investitionskosten durch die Bundesländer finanziert, sie entscheiden, wo ein Krankenhaus gebaut, erweitert oder geschlossen wird und wohin die Investitionen fließen.

„Als Zweites“, so Paeger, „brauchen wir eine Finanzierung für die Vorhaltung von Krankenhauskapazitäten, denn die werden nicht finanziert. Der Lerneffekt aus der Pandemie ist, dass Vorhaltungen etwas kosten. Das wurde zu Corona Zeiten bereits temporär anerkannt durch das System der Freihaltepauschalen.“

Schlusspunkt des Abends war der andauernde Fachkräftemangel in der Pflege und entsprechende Konzepte, hier effektiv gegenzusteuern. Diese Herausforderung ist akut für die Politik und den Gesundheitssektor und benötigt ein schnelles und breitgefächertes Maßnahmenpaket, bestehend aus besserer Werbung für die Berufe, eine attraktive Vergütung, verlässlichen Arbeitszeiten für die Pflegenden und dem Zulassen von Zuwanderung für Arbeitskräfte aus dem Ausland.


Die Veranstaltung wurde moderiert von der Journalistin Christiane Harthun-Kollbaum und fand in den Lichthöfen von regiocom in Magdeburg statt.