Jeder kennt den akuten Schmerz in seiner Warnfunktion, er soll dem Körper signalisieren: Achtung, hier stimmt etwas nicht!
Besteht der Schmerz allerdings über Wochen und Monate, geht diese Warnfunktion verloren, der Schmerz wird chronisch, er wird zu einer eigenen Krankheit.
Für Patienten und Patientinnen ist diese Krankheit oft von lebensprägender Bedeutung: Über Veränderungen und Lernprozesse des Nervensystems kommt es zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit, psychischer Belastung und Beeinträchtigung in allen Lebensbereichen.
Es entwickelt sich ein Teufelskreis, aus dem viele Patienten und Patientinnen ohne spezialisierte Hilfe durch die Schmerzmedizin nicht herausfinden.
Wie eine multimodale Therapie aufgebaut ist:
Multimodal bedeutet, dass für eine ganzheitliche/interdisziplinäre Therapie verschiedene Behandlungsarten und Behandlungsansätze kombiniert werden.
In unserem AMEOS Klinikum Fehmarn werden bis zu acht Patienten und Patientinnen mit chronischen Schmerzen in einer Gruppe über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen behandelt.
Eine Behandlung ist möglich, wenn drei der Indikationsmerkmale für die MMST (Multimodale Schmerztherapie) gegeben sind:
- Manifeste oder drohende Beeinträchtigung der Lebensqualität und/oder der Arbeitsfähigkeit
- Fehlschlag einer vorherigen unimodalen Schmerztherapie, eines schmerzbedingten operativen Eingriffs oder einer Entzugsbehandlung
- bestehende Abhängigkeit oder Fehlgebrauch von Medikamenten
- Schmerzunterhaltende psychische Begleiterkrankung
- Gravierende somatische Begleiterkrankung
Zentral für den Erfolg ist die Bereitschaft der Patienten und Patientinnen, aktiv an einer Behandlung und der Verbesserung ihrer Lebensqualität arbeiten zu wollen.
Für jede Patientin oder jeden Patienten wird aus den folgenden therapeutischen Angeboten ein individueller Therapieplan erstellt:
- Psychotherapie in Einzel- und Gruppengesprächen
- Schmerztherapeutische Gespräche
- Medikamentöse Therapie
- Psychoedukation
- Physiotherapie im Einzel- und Gruppensetting
- Entspannungstechniken
- Kunsttherapie
- Ergotherapie
- Medizinische Interventionen
Ziel der Therapie ist die Entwicklung eines Krankheitsverständnisses auf der Basis des bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells, eine Verringerung der Schmerzen, die Optimierung der medikamentösen und nicht-medikamentösen Interventionen und die Verbesserung der objektiven und subjektiven Funktionsfähigkeit.
Für Sie bedeutet das: eine Verbesserung der Lebensqualität!
Was Schmerzpatienten und -patientinnen wissen sollten, wenn sie derzeit Opiate einnehmen:
Überwiegen im Rahmen einer Schmerzbehandlung negative Opiateffekte oder besteht ein Fehlgebrauch der Substanzen, sollte vor Beginn einer Behandlung in unserem Schmerzentrum eine Entzugsbehandlung erfolgen. Der Entzug behindert häufig eine MMST, so dass diese gegebenenfalls erst mit einem Abstand von einem Monat beginnen sollte.
Für eine Behandlung von akuten, gravierenden Schmerzexazerbationen/Schmerzverschlechterungen bei ausgewählten Krankheitsbildern – beispielsweise bei neu aufgetretenen Phantomschmerzen, Zosterschmerzen oder CRPS – ist eine stationäre Behandlung möglich. Bei der Aufnahme ist eine Prüfung der Indikation durch die Schmerzmediziner des ISZ zwingend notwenig.