Harninkontinenz ist in Deutschland weit verbreitet: Rund zehn Prozent aller Deutschen leiden darunter, ihren Urin nicht mehr richtig halten zu können. „Viele finden sich damit ab, Einlagen tragen zu müssen. Dabei können wir fast allen, die inkontinent sind, helfen“, sagt Dr. med. Marius Bolten, Chefarzt der Urologie und Kinderurologie im AMEOS Klinikum Seepark Geestland.

90 Prozent der wegen Inkontinenz behandelten Patienten sind weiblich. Denn Frauen haben aufgrund ihrer Anatomie eine schwächere Beckenbodenmuskulatur. Zusätzlich verliert das Bindegewebe mit steigendem Alter und zum Beispiel durch Entbindungen an Festigkeit. Beckenbodengymnastik kann dagegen helfen, ist als alleinige Behandlung aber meist nicht ausreichend.

Urinverlust beim Husten oder Lachen

Eine Inkontinenz macht sich auf verschiedene Arten bemerkbar: „Man muss sehr häufig auf Toilette gehen – mehr als zehnmal am Tag, obwohl kaum etwas in der Blase ist“, erläutert Dr. Bolten. Dann handele es sich um eine sogenannte Dranginkontinenz. Weit verbreitet ist auch die Belastungsinkontinenz. „Das ist jede Form von unkontrollierbarem Urinverlust. Etwa beim Husten, Lachen, Niesen oder Heben von Gegenständen“, führt der Urologe aus.

Wenn eines der Symptome zutrifft, sollten sich die Betroffenen ärztlichen Rat einholen. Doch viele trauen sich leider nicht, diesen ersten Schritt zu tun, weil das Thema trotz vieler Aufklärungskampagnen noch immer schambesetzt ist oder sie denken, dass nur ganz wenige davon betroffen sind. „Viele benutzen dann Einlagen, trinken deutlich weniger oder gehen kaum noch aus dem Haus. Dabei ist Inkontinenz weit verbreitet und nichts, wofür man sich schämen muss“, sagt Dr. Bolten. Unbehandelte Inkontinenz schränkt die Lebensqualität stark ein und führt zu einer steigenden sozialen Isolation.

Eingriff auch im hohen Alter sinnvoll

Gleichwohl können schon einfache Behandlungen eine große Verbesserung bringen. „Manche Inkontinenzen kann man schon mit Tabletten in den Griff kriegen“, weiß der Chefarzt. In anderen Fällen helfen kleine, minimalinvasive Operationen, die oft ambulant vorgenommen werden. „Der Eingriff dauert 15 bis 20 Minuten und hat sofort einen positiven Einfluss auf die Inkontinenz – bis zur kompletten Heilung“, sagt Dr. Bolten. Er betont, dass so ein Eingriff auch im hohen Alter noch möglich und sinnvoll ist.

Wo kann ich Hilfe finden?

Das Urologie-Zentrum im AMEOS Klinikum Seepark Geestland bietet nach Anmeldung eine eigene Inkontinenz-Sprechstunde zur vertraulichen Beratung an. Sie erreichen die Klinik unter Tel. +49 4743 893 2141.