Für den Laien wirkt es wie am Thema vorbei, beim Weltherztag auf rheumatische Erkrankungen wie die Fibromyalgie zu sprechen zu kommen. „Und doch ist es wichtig, denn Patienten mit zum Beispiel rheumatoider Arthritis haben ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und die Fibromyalgie kann auch mit Organbeschwerden des Herzens – also Herzrasen, Druck über dem Herzen oder Herzrhythmusstörungen – einhergehen“, erklärt Dr. Ingo Hartig, Chefarzt der Klinik für Rheumatologie am AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven. Die Fibromyalgie ist eine häufig auftretende chronische Erkrankung des rheumatischen Formenkreises, die sich durch Muskel- und gelenknahe Schmerzen äußert.

Schwierige Diagnose

Hauptbeschwerden sind Schmerzen in vielen Körperabschnitten, fast immer an der Wirbelsäule. Überwiegend sind Frauen vom Fibromyalgie-Syndrom betroffen. „Fibromyalgie“ ist die griechisch-lateinische Umschreibung dafür, dass es an vielen Stellen des Körpers – nämlich im Bindegewebe und in den Muskeln – weh tut. „Die Belastungssituation ist so gravierend wie die Diagnose schwierig ist – denn obwohl die Patienten starke und stärkste Schmerzen haben, liefert die klassische bildgebende Diagnostik nichts Aufschlussreiches: Die Krankheit macht nichts kaputt“, so Dr. Hartig. Entsprechend hätten viele Betroffene bereits einen jahrelangen zermürbenden Weg hinter sich. Und oft auch mit dem Vorwurf konfrontiert, sich Beschwerden schlicht einzubilden. Dass sich viele Erkrankte, die der Chefarzt in seinem klinischen Alltag sieht, in einer Depression befinden, verwundert da kaum.

Multimodaler Therapieansatz

Ein multimodaler Therapieansatz, bei dem Schmertherapeuten, Rheumatologen, Psychologen und am Ende auch Physiotherapeuten zusammenwirken, kann an Fibromyalgie leidenden Menschen helfen, mit der Krankheit im Alltag klarzukommen. Sonst droht neben den eigentlichen Beschwerden zusätzliches Leid durch soziale Ausgrenzung oder gar den Verlust des Arbeitsplatzes. Eine umfassende Beleuchtung der Krankheitsgeschichte ist die Basis, der gründliche körperliche Differentialdiagnostik folgt: Fibromyalgie lässt sich beispielsweise im Blut nicht nachweisen – die Mediziner kommen nur durch Ausschluss anderer möglicher Ursachen ans Ziel. „Idealerweise nehmen wir Patienten dafür kurzzeitig stationär auf“, erklärt Dr. Hartig. Auch wenn eine Heilung aktuell nicht möglich ist, lässt sich für viele Betroffene mit dem multimodalen Ansatz eine deutliche Verbesserung der persönlichen Lebenssituation erzielen.

Auf Warnsignale achten

Fibromyalgie entwickelt sich über einen langen Zeitraum – chronische Schmerzen, die oft monatelang anhalten: Sehr oft am Rücken und Beine und Arme ausstrahlend. Die Krankheit verursacht keine Gelenkentzündung, aber Schmerzen in der Umgebung – also rund um Schultern, Ellenbogen, Hände, Hüften, die Knie oder Sprunggelenke. Schlafstörungen, körperliche und geistige Erschöpfung, seelische Beschwerden wie innere Unruhe oder Angstgefühle können auftreten. Als Warnsignale gelten auch Gefühlsstörungen an Händen und Füßen, Herzrasen und eine allgemein erhöhte Schmerzempfindlichkeit.