Neue Therapiemöglichkeiten am AMEOS Klinikum Haldensleben
Haldensleben. Seit Anfang des Jahres bietet das AMEOS Klinikum Haldensleben depressiv erkrankten Patientinnen und Patienten eine neue Behandlungsmöglichkeit an. Bei der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation, kurz rTMS, wirken kurze Magnetfelder auf bestimmte Bereiche des Gehirns. Die Behandlung ist nichtinvasiv, das heißt, dass keine Verletzung oder Durchdringung der Haut oder anderer Körpergewebe erforderlich ist.


Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 5,3 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Durch die Corona-Pandemie ist die Tendenz stark steigend. Neben Psychotherapie gehört die Einnahme von Antidepressiva zu den wichtigsten Behandlungsmethoden. Allerdings reagieren 15 bis 20 Prozent der Betroffenen kaum oder gar nicht auf die medikamentöse Therapie oder vertragen diese nicht. Insbesondere in solchen Fällen kann die rTMS eine wirksame und gut verträgliche Alternative sein.


Bei der rTMS-Therapie werden schwache elektromagnetische Impulse gezielt auf bestimmte Regionen des Gehirns gerichtet. Dadurch werden Nervenzellen – je nach Behandlung – aktiviert oder gehemmt, was sich positiv auf Symptome von Depressionen, wie Antriebslosigkeit oder schlechte Stimmung auswirken kann.


Seit Dezember 2022 befindet sich das Therapiesystem auf dem Gelände der Psychiatrie des AMEOS Klinikums Haldensleben. In dem modern eingerichteten Behandlungsraum sitzen die Patienten während der Stimulation auf einem bequemen Stuhl und können den Blick in den angrenzenden Wald schweifen lassen.


Die Dauer der Behandlung und die Anzahl der notwendigen Sitzungen sind unterschiedlich und werden für jeden Patienten individuell bestimmt. „Die Methode muss zum Patienten oder zur Patientin passen und andersherum“, sagt Andreas Gewandt, Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie am AMEOS Klinikum Haldensleben. „Vor allem muss die persönliche Geschichte der Patienten mit der Erkrankung berücksichtigt werden“. Derzeit erfolgt die rTMS-Therapie ausschließlich stationär und teilstationär im Rahmen des Klinikaufenthalts. Gewandt schließe jedoch nicht aus, dass künftig auch ambulante Behandlungen möglich seien.
Therapieform mit vielen Vorteilen


Studien zeigen, dass die rTMS-Anwendung eine wirksame Therapiemethode für Menschen mit Depressionen ist. Ein Patient berichtet von seinen positiven Erfahrungen: „Nach einer Woche habe ich mich schon etwas befreiter gefühlt, merkte im Gespräch mit den anderen Patienten, dass ich nicht mehr so verschlossen war und mich beteiligen konnte.“ Insgesamt fühle er sich nach der Magnetstimulationsbehandlung deutlich besser. „Ich bin sehr froh, dass ich mich trotz aller anfänglichen Skepsis dafür entschieden habe.“


Die Skepsis, Depressionen durch die Erzeugung eines Magnetfeldes im Kopf behandeln zu können, ist laut Andreas Gewandt unbegründet: „Die Methode ist weitgehend nebenwirkungsarm.“ Selten würden Patienten von Kopfschmerzen berichten, die – sofern überhaupt notwendig – mit Hilfe eines leichten Schmerzmittels, beherrschbar seien. „Der Effekt der transkraniellen Magnetstimulation ist bei einer wiederholten Behandlung über einen längeren Zeitraum gegeben und auch entsprechend nachweisbar“, so Gewandt. Außerdem könne eine medikamentöse Behandlung sowie Psychotherapie begleitend zur rTMS-Therapie erfolgen.


Andreas Gewandt freut sich, dass die repetitive transkranielle Magnetstimulation nun das Leistungsangebot am AMEOS Klinikum Haldensleben erweitert: „Damit steht unseren Patientinnen und Patienten, die bisher weder auf Psychotherapie noch auf Medikation ansprachen, eine neue Therapieform mit vielen Vorteilen zur Verfügung.“


Im Rahmen des 57. Medizinforums wird der Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie am 12. April 2023 über die Depressionsbehandlung mit rTMS referieren und Fragen rund um die Therapieform beantworten. Die Veranstaltung findet im AMEOS Klinikum Haldensleben statt und ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.