Unsere Geschichte
Nicht weit entfernt vom Stadtkern Osnabrück liegt der Gertrudenberg mit seiner traditionsreichen Geschichte. Vor etwa 1000 Jahren wurde hier eine Kirche gebaut, aus der ein Benediktinerkloster hervorging. In der späteren Gertrudenkirche spielte Erich Maria Remarque in den 1920er Jahren Orgel, gleichzeitig dienten der Gertrudenberg und das Areal des ehemaligen Klosters als Schauplatz in seinem Roman „Der Obelisk“. Unter Einbeziehung der noch vorhandenen Klostergebäude entstand hier in den 1860er Jahren die “Provinzialständische Irrenanstalt“.
Heute befindet sich dort das AMEOS Klinikum Osnabrück als regionales Zentrum für psychische Gesundheit. Inmitten dieses alten und geschichtsträchtigen Klinikkomplexes ist der Treffpunkt für Kunst und Kultur eingebettet.
Psychiatriegeschichte und Kultur sichtbar machen
Seit dem Jahr 2012 gibt es denTreffpunkt für Kunst und Kultur im AMEOS Klinikum Osnabrück, ein öffentlicher Ort für wechselnde Ausstellungen und mit seiner besonderen Historie Zeugnis der Psychiatriegeschichte. Hier befindet sich zudem eine kleine Fachbibliothek, eine Artothek, ein Archiv mit Werken aus den vergangenen 30 Jahren Kunsttherapie und ein Postkartenverkauf.
Mit der Entstehung des Treffpunkts für Kunst und Kultur und seinem kulturellen Angebot plus Gastronomie ist ein attraktiver und lebendiger Ort auf dem Gelände des AMEOS Klinikums Osnabrück entstanden, der unterschiedliche Zielgruppen ansprechen möchte. Mit Blick auf eine Öffnung und neue Wahrnehmung der Psychiatrie in der Öffentlichkeit und eine kulturelle Ergänzung der Angebote der Stadt Osnabrück stellt der Treffpunkt für Kunst und Kultur einen wichtigen Ort in der Stadtlandschaft dar.
Begegnung und Austausch fördern
Der Treffpunkt für Kunst und Kultur auf dem Gelände des AMEOS Klinikums Osnabrück versteht sich als Ort, an dem Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit haben, sich bei Ausstellungen, Konzerten, Theateraufführungen, Filmvorführungen, Kunstprojekten und anderen kulturellen Veranstaltungen zu begegnen. Der großzügige Altbau mit seinem Festsaal sowie die angrenzende kunsttherapeutische Abteilung bieten viel Platz, um gemeinsam künstlerisch tätig zu werden, für Präsentation und Austausch. Ziel des Treffpunkts ist es, Impulse zu geben für ein neues Selbstverständnis von Menschen mit Beeinträchtigungen und für mehr Offenheit und Aufklärung in der Gesellschaft.
Sich selbst anders erleben, besser kennenlernen und verändern
Die Kunsttherapie spielt eine wichtige Rolle in unserem Behandlungskonzept. Sie bietet Raum, die eigene Kreativität wiederzuentdecken, künstlerische Techniken kennenzulernen und neue Erfahrungen zu machen. Sie trägt dazu bei, eigene Ideen zu entwickeln und Bedürfnisse, Gedanken und Gefühle sichtbar zu machen. Kunsttherapie ergänzt die Psychotherapie und wird in Absprache mit dem behandelnden Therapeuten verordnet. Kunsttherapie eignet sich für jede Altersgruppe, eine künstlerische Vorerfahrung oder Begabung ist nicht erforderlich.
- In der Kunsttherapie wird mit einer Vielzahl an Materialien gearbeitet, unter anderem mit Acryl- und Aquarellfarben, Kreiden, Ton, Speckstein und Gips. Durch das künstlerische Gestalten und durch reflektierende Gespräche über das Geschaffene und Erlebte werden Fähigkeiten entdeckt, Ziele für eine Neuorientierung entwickelt und notwendige Entwicklungsprozesse in Gang gesetzt.
- Jede Therapieeinheit beginnt mit einer Orientierungsrunde. Danach folgt eine praktische Phase, in der jeder Teilnehmer an seinem Werk arbeitet. Die Therapie endet, indem die Werke der gesamten Gruppe vorgestellt werden und die Möglichkeit besteht, sich über das Gestaltete und Erlebte auszutauschen.
- Neben einem Aufnahme- und Abschlussgespräch finden regelmäßig Werkbesprechungen statt. In diesem Therapeuten-Patienten-Gespräch wird der statt gefundene kreative Prozess (auch) anhand der Werke reflektiert und Ziele und Wünsche für die Zeit in der Kunsttherapie formuliert.
Kunsttherapeutische Vor- und Nachsorge: das ambulante Atelier
Das kunsttherapeutische Atelier ist ein Ort, an dem sich Menschen mit verschiedensten Störungsbildern künstlerisch betätigen, sich gegenseitig inspirieren und austauschen können. Es soll die Teilnehmer darin unterstützen:
- Entwicklungsprozesse durch die Aktivierung von Ressourcen in Gang zu setzen
- ästhetische Erfahrungen zu machen und ganzheitliches Erleben zu ermöglichen
- künstlerische Techniken kennenzulernen
- einen eigenen künstlerischen Ausdruck zu finden
- selbstbestimmt zu handeln
- Gruppenzugehörigkeitsgefühl und soziales Miteinander zu erleben
- das Selbstwertgefühl und die Gesundheit zu stärken
Hier kann man sich ohne Leistungsdruck mit vielfältigsten Materialien, Techniken und persönlichen Themen auseinandersetzen, je nach Bedürfnis, in Einzelarbeit, Gruppenarbeit oder größeren Projekten. Wichtiger Bestandteil sind regelmäßige Einzelgespräche zwischen Teilnehmer oder Teilnehmerin und den jeweiligen Kunsttherapeuten, in denen der stattgefundene Prozess reflektiert sowie persönliche und künstlerische Ziele formuliert werden. Die Behandlung im kunsttherapeutischen Atelier findet im Rahmen der ambulanten Ergotherapie statt.
Regelmäßig finden im Treffpunkt die sogenannten Sonntagskonzerte statt.
Die ersten Sonntagskonzerte wurden 1984 aufgeführt und in der Osnabrücker Kulturlandschaft und galten als „Geheimtipp“ für außergewöhnliche Konzerte. Träger der Konzertreihe ist seit vielen Jahren der gemeinnützige Verein Kultur am Gertrudenberg e.V. , der mit großem Engagement die Förderung und Organisation der Sonntagskonzerte auf dem Gertrudenberg sowie weiterer Konzerte betreibt. Ehrenamtlicher künstlerischer Leiter ist der bekannte Klarinettist Allan Ware.
Ziel ist es, einerseits den Patienten und Patientinnen die Möglichkeit zu bieten, am kulturellen Leben der Stadt teilzunehmen, und andererseits eine breite Öffentlichkeit in das AMEOS Klinikums einzuladen und damit einen Beitrag zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen zu leisten.
Kammermusik, Klezmer, Jazz, Lesung, Schauspiel
Mittlerweile gelten die Sonntagskonzerte als bekannte Konzertreihe im Osnabrücker Raum. Da Programm besteht aus klassischen Kammermusikkonzerten mit ungewöhnlichen Besetzungen, Klezmermusik, Jazz, Gesang, Lesungen mit Musik sowie Schauspiel. Die Sonntagskonzerte verstehen sich auch als Bühne für Nachwuchstalente und ungewöhnliche Ensembles aus der Region, ebenso für Künstler von internationalem Rang.
Wir wünschen Ihnen viel Freude mit unseren Konzerten!