Alfeld. „Die Palliativmedizin und die Hospizarbeit müssen gestärkt werden.“ Diese Erkenntnis nahm die Bundestagsabgeordnete Ute Bertram (CDU) von ihrem Besuch der Palliativstation des AMEOS Klinikums Alfeld am 21.08.2014 mit. Neben einer Führung über die Station konnte sich die Politikerin in einem intensiven Gespräch mit Oberärztin Dr. med. Christiane Wigand-Richter, Ulrike Brock-Wurl als Stationsleitung der Palliativstation und Koordinatorin des Palliativstützpunktes sowie Pflegedirektor Michele Tarquinio Espadas zum Thema austauschen.
„Wir holen die Menschen dort ab, wo sie sind“, formuliert die Palliativmedizinerin Dr. Wigand-Richter. Palliativpatienten leiden an einer weit fortgeschrittenen Erkrankung wie z.B. Krebs. Meist haben die Menschen anstrengende Behandlungen wie eine Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie hinter sich, dennoch ist das Tumorleiden fortgeschritten. Körperliche Symptome wie z.B. Schmerz, Luftnot, Übelkeit, Schwäche und seelisches Leid wie Angst, Depression, Verzweiflung belasten die Qualität der wertvollen letzten Lebensphase. Im Bereich der Symptomlinderung kann das Team eine deutliche Verbesserung in der individuellen Lebensqualität von Patienten erreichen. Ziel ist nach Besserung der krankheitsbedingten quälenden Symptome möglichst eine Entlassung zurück nach Hause.
„Wir haben eine sehr enge Kooperation mit allen Pflegediensten der Region“, so Ulrike Brock-Wurl, die auch für das Entlassmanagement, also auch für die Überleitung vom stationären in den heimpflegerischen und häuslichen Bereich, zuständig ist. Die Palliativstation sei 24-Stunden am Tag erreichbar und dieses Angebot würde auch genutzt. „Um die Versorgung von Schwerstkranken weiter zu verbessern, braucht es einer größeren Durchlässigkeit im System“, sprach Michele Tarquinio Espadas an. Der Pflegedirektor des AMEOS Klinikums Alfeld wurde zuvor von Ute Bertram gefragt, was man von politischer Seite in der Palliativversorgung verbessern könne.
„Nicht dem Leben mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben“, lautet das Motto der Station. Das Zitat von Cicely Saunders, der Wegbereiterin der Palliativ-Bewegung, steht in großen Buchstaben an der Flurwand der wohnlich eingerichteten Station. Im November vor acht Jahren wurde in Alfeld einer der ersten zehn Stützpunkte in Niedersachsen gegründet. Seitdem findet dort eine wichtige Versorgung für eine Region statt, die weit über den Altkreis Alfeld hinausreicht. Über 1.000 Menschen hat das Palliativteam in dieser Zeit begleitet. Die Frage nach einer direkten Sterbehilfe ist dabei nie gestellt worden.
Die Zufriedenheit von Patienten, Angehörigen und den Mitarbeitern hängt sicherlich auch mit dem interdisziplinär zusammengestellten Team zusammen: Es besteht aus Ärzten, die speziell in der Palliativmedizin weitergebildet sind, aus erfahrenem Krankenpflegepersonal mit der Zusatzausbildung „Palliativ Care“ sowie Physiotherapeuten, Psychologen, Seelsorgern und ehrenamtlichen Helfern des Hospizvereins. Zudem sei die Station mit den behandelnden Hausärzten bestens vernetzt. Gemeinsam kümmern sich alle um das körperliche, seelische, psychosoziale und spirituelle Wohlbefinden der Patienten und deren Angehörigen. „Dabei stehen die Wünsche des Patienten im Vordergrund“, so Ulrike Brock-Wurl.
Ute Bertram betonte, dass sie für die anstehenden Entscheidungen im Bundestag zu Fragen der Hospizarbeit, Palliativ-Medizin und Sterbebegleitung jetzt gut informiert sei. „Bei einer guten Arbeit in diesem Bereich stellt sich die Frage nach aktiver Sterbehilfe nicht.“
Autor: H. Stumpe