"Wenn Sie noch etwas auf dem Herzen haben, kommen Sie gern in mein Büro; meine Tür steht Ihnen immer offen.“ Dieser Satz veränderte alles. Bis heute klingen die Worte in Abdelbagi Babikers Ohr nach. Als Reinigungskraft arbeitete er im AMEOS Klinikum Hildesheim, um die Vorbereitungskurse für die Universi-tät zu bezahlen, als Andy Schütz ihn ansprach und ihn nach fast sieben Jahren in der Fremde spüren liess, dass er willkommen ist.
Die Zeit vor dieser Begegnung verlief turbulent: Mit zwanzig Jahren floh er aus politischen Gründen aus Darfur im Sudan, quer durch die Sahara. Nach zwei Jahren im von Gaddafi regierten Libyen floh er nach dessen Sturz übers Mittelmeer nach Griechenland. Dort verbrachte er zwei Jahre, war aber erneut aus politischen Gründen gezwungen, zu gehen.

In Deutschland landete er eher zufällig: „Eigentlich wollte ich nach Paris, bin aber in den falschen Zug gestiegen“, erzählt er lachend.
Ein Zufall, der ihn schliesslich ans AMEOS Klinikum Hildesheim führte, wo er Pflegedirektor Andy Schütz kennenlernte. „Er gab mir alles Wissenswerte über die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger mit auf den Weg. Ohne ihn würde ich heute nicht hier stehen“, erzählt er ein paar Wochen nach seiner Examensfeier. Bei dieser hielt er sogar die Abschlussrede. Ob er keine Angst gehabt hätte vor dieser Rede? „Es war ein sehr aufregender Moment für mich. Aber Herausfor-derungen muss man angehen, sonst wird man seine Ängste nicht los.“
Nach der Ausbildung ging es auf die Intensivstation des AMEOS Klinikums Alfeld: „Hier kann es sehr kurzfristig sehr stressig werden – das finde ich unheimlich spannend. Ausserdem kann ich viel vom ganzen Team lernen“, so Babiker. Als Nächstes strebt er die Weiterbildung zum Fachpfleger für Intensivpflege und Anästhesie an. Generell gefällt ihm der Gedanke, Menschen beim Gesundwerden zu unterstützen und positiv am Leben anderer teilzuhaben. „Mit den Menschen zu reden, freundlich zu ihnen zu sein, sie zum Lachen zu bringen – das ist manchmal die beste Medizin“, fährt er fort.
Babiker ist ein zielstrebiger, kluger Mann, der gern erzählt und sich auf das Positive fokussiert. „Natürlich gibt es auch Konflikte, aber ich konzentriere mich lieber auf die vielen positiven Menschen, die mir in den letzten Jahren begegnet sind. Das Netz an unterstützenden Personen ist sehr dicht in Deutschland, dafür bin ich sehr dankbar.“
Sein nächstes Projekt steht schon fest: Er möchte ein Buch schreiben – um Menschen eine bessere Vorstellung davon zu geben, was es wirklich heisst, aus seiner Heimat zu flüchten. Und um anderen zu zeigen, dass es sich immer lohnt, weiterzumachen und seine Ziele zu verfolgen, auch wenn es schwer ist.


Autorin: Dagmar Wawrzyczek, Zürich


Das AMEOS Klinikum Hildesheim steht allen seelisch erkrankten Menschen und Personen in psychischen Krisen zur Verfügung. Als psychiatrisch-psychotherapeutisches Zentrum bieten wir ein vielfältiges, an den Bedürfnissen seelisch erkrankter Menschen orientiertes Behandlungsangebot. Durch individuelle Therapiemöglichkeiten fördern wir die Selbstheilungskräfte unserer Patientinnen und Patienten. Unser besonderes Anliegen dabei ist, bei der Wiedereingliederung in das Alltagsleben Hilfe zu geben und psychische Erkrankungen langfristig zu heilen.

Unser multiprofessionelles Behandlungsteam aus Medizinern, Psychologen, Fachpflegekräften und vielen weiteren Berufsgruppen begegnet Ihnen mit hoher Kompetenz und persönlicher Wertschätzung. Das Interesse aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Hauses ist, durch eine vertrauensvolle und professionelle Zusammenarbeit den Heilungsprozess unserer Patientinnen und Patienten zu begleiten und zu unterstützen.